Stellungnahme: Wehrdienstdebatte

„Nicht über uns ohne uns – Jugend ist keine Ressource!“

Die Bezirksschüler*innenvertretung Bochum (BSV Bochum) lehnt die aktuelle Wehrdienstdebatte und die Pläne zur möglichen Wiedereinführung einer Wehrpflicht oder eines verpflichtenden Auswahlverfahrens entschieden ab. Wir sehen in dieser Diskussion einen klaren Rückschritt in der Anerkennung von Kinder- und Jugendrechten, sowie ein Beispiel für politische Entscheidungen über junge Menschen – ohne sie einzubeziehen.

🔹 Fehlende Beteiligung der Jugend

Es ist bezeichnend, dass in einer Debatte, die vor allem junge Menschen betrifft, keine Jugendlichen mitentscheiden dürfen. Während Politikerinnen und Politiker, die selbst weit jenseits des wehrpflichtigen Alters sind, über die Zukunft und Körper der jungen Generation sprechen, werden diejenigen, die es direkt betrifft, nicht gehört. Das widerspricht zentralen Grundsätzen der UN-Kinderrechtskonvention, nach der Kinder und Jugendliche ein Recht darauf haben, bei Entscheidungen, die sie betreffen, gehört zu werden (Artikel 12). Diese Beteiligung fehlt hier vollständig.

🔹 Eine Doppelmoral gegenüber der Jugend

Die gleiche Politik, die jetzt von „Pflicht“ und „Verantwortung“ spricht, versäumt es seit Jahren, die Lebensrealität junger Menschen gerecht und zukunftsfähig zu gestalten:

Schulen sind weiterhin chronisch unterfinanziert und überlastet.

Der Kulturpass für junge Menschen wurde gestrichen.

Das Deutschlandticket wird teurer, obwohl Mobilität für Bildung und Freizeit ein Grundrecht sein sollte.

Studierende geraten immer stärker in Wohnungsnot und finanzielle Unsicherheit.

Das BAföG bleibt in weiten Teilen ein Darlehen – also eine Schuldenfalle, nicht ein Förderinstrument.

Gleichzeitig steigen die Rentenlasten für junge Beitragszahler*innen stetig, ohne dass die Jugend selbst Entlastung erfährt.

➡️ Während also an allen Ecken Zukunftschancen beschnitten werden, sollen Jugendliche nun plötzlich wieder als „verfügbare Pflichtkräfte“ herhalten.

🔹 Kein Beitrag zur Demokratie, sondern zu Entmündigung

Eine verpflichtende Abfrage, ein Losverfahren oder gar eine neue Wehrpflicht sind kein Ausdruck gesellschaftlicher Solidarität, sondern ein Signal der Entmündigung. Statt Vertrauen in die Jugend zu zeigen und sie freiwillig für gesellschaftliches Engagement zu gewinnen, wird Zwang als politische Lösung präsentiert. Wahre Verantwortung entsteht nicht durch Zwang, sondern durch Anerkennung, Bildung, Teilhabe und Vertrauen.

🔹 Unsere Haltung

Die BSV Bochum fordert: Das sofortige Ende der Wehrpflichtdebatte, sie ist anachronistisch und jugendfeindlich. Echte Jugendbeteiligung an allen politischen Entscheidungen, die junge Menschen betreffen. Investitionen in Bildung, Kultur und soziale Sicherheit, anstatt neue Pflichten zu schaffen. Freiwillige Engagementförderung, z. B. durch Ausbau des Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahres, mit fairer Bezahlung und gesellschaftlicher Anerkennung. Ein Bekenntnis der Politik zur Generationengerechtigkeit: Wer von „Pflicht“ spricht, muss auch von Rechten, Chancen und Zukunftsperspektiven sprechen.

🔹 Unser Fazit

Die Jugend ist nicht die Reserve der Vergangenheit, sondern die Zukunft dieser Gesellschaft. Es ist respektlos und politisch kurzsichtig, über junge Menschen zu bestimmen, während man ihnen gleichzeitig systematisch Teilhabe, Bildungsgerechtigkeit und soziale Sicherheit verweigert. Die BSV Bochum sagt klar: Wir brauchen keine neue Wehrpflicht – wir brauchen endlich echte Jugendpolitik.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.